Heiliger Wolfgang mit Insignien
Wolfgang mit seinen Insignien: Bischofsstab, Beil und Kirch­lein. ©Austrian school, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Wolfgangskrypta in St. Emmeram

Wolfgang: Ein Heiliger

Um Wolfgang ranken sich unzählige Legenden und es gibt viele Geschichten zu erzählen. Von widerborstigen Klosterfrauen und dem Teufel als eifersüchtigem Widersacher, einem wandernden Kirchlein, Wunderheilungen und bedeutenden Reformen im Bistum Regensburg

Regensburg im Jahr 972. Wolfgang wird von Kaiser Otto I. zum Bischof von Regensburg geweiht. Gegen sei­nen Willen, heißt es, denn der de­mü­tige Wolfgang wäre lieber in Un­garn geblieben, um dort zu missio­nie­ren. Damit war er zuvor aber wohl nicht allzu erfolg­reich, wes­halb seine Eig­nung als Bischof zu­nächst bezweifelt wurde. Allerdings nur solange, bis – so die Über­lie­fe­rung – einer der Zweif­ler erkrankte und von Wolf­gang geheilt wurde.

In seinem neuen Bistum setzte der „Bischof wider Willen“ zügig ein­schnei­dende Reformen um. Er stimm­­te der Abtrennung Böh­mens zu, das bislang zum Regensburger Bistum ge­hört hatte und ermög­lich­te so die Grün­dung des Bistums Prag. Frei­lich gegen den Widerstand des Domkle­rus, der nicht gern auf die Ein­­nah­men aus den böhmischen Kir­chen ver­zich­ten wol­lte.

975 grün­dete er nicht nur eine Dom­­schule mit Chor, aus der die heutigen Dom­­spat­zen hervorgingen, sondern löste auch die Personal­­union von Abt und Bi­schof in Re­­gens­­burg auf. Er be­hielt das Bischofsamt, setz­te sei­­nen Freund Ramwold als Abt von »Em­meram ein und verhalf dem Klos­ter zu einem geistlichen und kul­­tu­­rel­len Entwicklungs­schub. Und na­­tür­­­lich sorgte er damit auch für Kon­­flikte zwi­schen dem Klos­­ter und den späte­ren Re­gens­bur­ger Bi­schö­fen, die ver­suchten, den wirt­schaft­lichen Ver­lust durch den Weg­fall des Klos­ters rück­gängig zu machen.
Wolfgang lebte streng nach den Re­geln des heiligen Benedikt, ba­sie­rend auf bewährten kirchli­chen und aske­ti­schen Traditionen, und refor­mierte Klös­ter dementsprechend – oder versuchte es zumindest. Denn aus­ge­rech­net mitten in Regensburg setz­ten sich die »Kanonissinnen von Nie­­der­münster erfolgreich gegen die Re­form zur Wehr. Da­bei wurde er, so erzählt eine Le­gen­d­e, beauf­tragt, ge­ra­de die­se zur Räson zu brin­gen! Eines Nachts nämlich, als er in Nie­der­müns­ter ras­tete, erschien ihm der heilige Erhard im Schlaf und sprach: „Weil sich die Klosterfrauen, die hier­in­nen wohnen, seit langer Zeit nicht bessern, deshalb sollst du ihre kano­ni­sche Regel, die sie zum sorg­losen und unachtsamen Leben verleitet, in eine klösterliche um­wan­deln!“

Auch sonst hatte er es nicht leicht in Regensburg. So berichtet eine andere Legende, Wolfgangs schö­ne Predig­ten hätten enormen Zulauf er­­fah­­ren, was den eifersüchtigen Teu­fel höchst­selbst auf den Plan rief. Der tat alsdann sein Mög­lich­stes, um die Pre­­digt Wolfgangs nach Kräf­ten zu stö­­ren: Er erzeugte Ne­bel, Staub, un­­ge­­heures Getöse und Sturmböen in der Kirche, ließ das Dachgebälk krachen, als wolle es einstürzen und schlug so die Gläu­bigen allesamt erfolgreich in die Flucht. Doch Wolf­gang, nun­mehr alleine in seiner Kirche, ent­larv­te die Trugbilder schnell als Teufels­werk und betete dafür, dass die Gläu­­bigen den Betrug ebenfalls er­ken­nen mö­­gen.

Wolfgangskrypta in der Basilika St. Emmeram

Emmeramsplatz

93047 Regensburg

Seine Anrufung wur­­­de er­hört; der Lärm verstumm­te, die Luft wur­­de klar und rein wie nie zuvor und das Volk eilte mit fro­hem Her­zen und auch ei­ni­ger Scham und Reue über das ei­gene fehlende Gott­ver­trauen und die feige Flucht in noch größe­rer An­zahl zu­rück in die Kir­che, wo der Bischof mit seiner Predigt fort­fuhr. Auch sonst war Wolfgang rege wun­­dertätig. Er heilte Beses­sene, Blin­de und Aussätzige und soll dem kaiser­­lichen Heer so­gar, ähnlich Mo­ses, die Durchque­rung reißender Wasserflu­­ten Kraft seines Glaubens ermög­licht haben.

Wolfgang als Eremit

976 schlich sich Wolfgang aus seinem Bistum, begab sich zunächst ins Klos­ter Mond­see und zog im Jahr darauf heim­lich als Ein­­siedler in eine Höhle an der Fal­ken­­steinwand am Abersee – heute heißt der See natürlich Wolf­gangsee. Über sei­ne Be­weg­­grün­­de gibt es meh­rere Erzäh­lun­gen. In ei­­ner heißt es, er verließ die Ge­­sell­­schaft der Men­schen aus Furcht, der Eitelkeit zu ver­­fallen. Ande­re berich­ten, die Aus­einan­dersetzung zwi­­schen Hein­rich II und Kaiser Otto II habe ihn so traurig gemacht, dass er des­halb die Einsam­keit vorzog. Und wie­der ande­re neh­men ganz prag­ma­tische Grün­de an: er hielt Kaiser Otto die Treue; aber hätte er sich gegen seinen Her­zog gewendet, hätte das schlimmste Fol­gen für sein Bis­tum gehabt. Ramwold, heißt es, hat Re­gens­burg ebenfalls aus die­sem Grund verlassen.

Ein einzelner Laienbruder begleitete Wolfgang zunächst in seine Einsied­ler­höhle. Das Leben, das Wolf­gang dort führte, folgte aber so strengen as­keti­schen Regeln, dass es der Lai­enbruder nicht durchhielt und ihn bald wieder ver­ließ.

Blick über den Wolfgangsee – in der Mitte erhebt sich die Falkensteinwand, hinten links ist der Mondsee zu sehen. ©H. Raab CC BY-SA 4.0, Link

Selbst als Einsiedler hatte Wolfgang keine Ruhe vor dem Teufel, der im­mer wieder versuchte, ihn zu ver­nichten – so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundli­che­ren Ort eine Klause zu erbauen. Näm­lich dort, wo seine Axt landen würde, die er vom Fal­kenstein aus ins Tal warf.

Der Bau von Kirche und Klause mit­ten in der Wildnis gestaltete sich schwie­rig und wieder erscheint der Teufel und bietet seine Mithilfe an; unter der Be­dingung, dass das erste Lebewesen, das nach der Fer­tig­stel­lung das Kirchlein beträte, ihm ge­höre. Als erstes Lebewesen betrat aber ein Wolf dass Kirchlein, was den Teu­fel natür­lich zornentbrannt durch die Kir­chen­decke gehen ließ.
Nach 7 Jah­ren wurde der verschollen ge­glaubte Wolf­gang schließlich von ei­­nem Jäger zufällig in seiner Klause ent­deckt. Er flehte ihn zwar an, seine Entdeckung für sich zu behalten – der Jäger jedoch war so auf­ge­regt, dass er die Neuigkeit überall verbreitete.

Auch die Regensburger hörten davon und entsandten sogleich eine Abord­nung, die ihnen ih­ren Bischof zurück­bringen soll­te. Der allerdings wollte nicht. Er ließ sich weder durch Argu­mente über­zeugen noch durch Fle­hen und Bitten erweichen. Erst als die Gesandtschaft droh­te, ihn nöti­gen­falls mit Gewalt mit­zunehmen, ging er mit ihnen -– stell­te aber gleich klar, dass sich die Wun­der nach sei­nem Tod nicht etwa an seinem Grab in Regensburg er­eignen würden, son­dern vielmehr hier, am Ort seiner Einsiedelei. Sein treues Kirchlein, be­richtet die Legende, habe sich umge­wendet, um ihn zu begleiten und blieb nur an Ort und Stelle, weil Wolf­gang ihm befahl, still zu stehen – und ihm versprach, dass es bald Besuch von anderen Gläu­bigen erhalten werde.

Wolfgangskrypta ©Paep56
Die Wolfgangskrypta ©Paep56, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Wolfgangs Tod

994 erkrankte Wolfgang auf einer Rei­se am Fieber, das ihn zwang, in Pup­ping Halt zu machen. Nach der Beich­te starb er in der örtlichen Ka­pelle in aller Öf­fentlichkeit, denn seine letzten Worte sind wie folgt überliefert: „Öff­net die Türen und las­set alle he­rein die mich sterben sehen wollen. Ster­ben ist keine Schan­de. Schande bringt nur ein schlechtes Le­ben. Es mag je­der an meinem Tode schauen, was er in seinem eigenen zu erwar­ten und zu fürchten hat.“ Und wie es heißt wa­ren es viele, die dem Bischof beim Ster­ben zusehen wollten.

Sein Leich­nam wurde nach Regens­burg überführt und, wie damals für die Regensburger Bischöfe üblich, im Seitenschiff von St. Emmeram bestat­tet. Anlässlich seiner Heiligsprechung 1052 wurden seine Gebeine in die nach ihm benannte Krypta unter dem damals noch im Bau befindli­chen West­bau von St. Emmeram über­tra­gen. Die romanische Krypta ist ein quadra­tischer, fünfschiffiger und fünfjo­chiger Hallenraum mit für diese Zeit ungewöhnlich eleganten Stützen mit verzierten Würfel­kapitellen.
Und trotz Wolfgangs An­kündigung, in Regensburg keine Wunder nach sei­nem Tod wirken zu wollen, gibt es zahl­reiche Legen­den, die berichten, wie Wolfgang Kran­ken in St. Emme­ram erschien und sie heilte.

Quellen: 

  • Emmi Böck – Regensburger Stadtsagen, Legenden und Mirakel
  • Peter Brielmaier und Uwe Moosburger – Regensburg: Metropole im Mittelalter
  • Erna und Hans Melchers – Das große Buch der Heiligen
  • Wikipedia – Wolfgang von Regensburg
  • Ökumenisches Heiligenlexikon – Wolfgang von Regensburg
  • Bistum Regensburg – Heiliger Wolfgang
  • Bistum Augsburg – Wolfgang von Regensburg
  • Diözese Linz – Wolfgang von Regensburg