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Die Wolfgangskrypta in St. Emmeram
Wolfgang: Ein Heiliger
Um Wolfgang ranken sich unzählige Legenden und es gibt viele Geschichten zu erzählen. Von widerborstigen Klosterfrauen und dem Teufel als eifersüchtigem Widersacher, einem wandernden Kirchlein, Wunderheilungen und bedeutenden Reformen im Bistum Regensburg
Regensburg im Jahr 972. Wolfgang wird von Kaiser Otto I. zum Bischof von Regensburg geweiht. Gegen seinen Willen, heißt es, denn der demütige Wolfgang wäre lieber in Ungarn geblieben, um dort zu missionieren. Damit war er zuvor aber wohl nicht allzu erfolgreich, weshalb seine Eignung als Bischof zunächst bezweifelt wurde. Allerdings nur solange, bis – so die Überlieferung – einer der Zweifler erkrankte und von Wolfgang geheilt wurde.
In seinem neuen Bistum setzte der „Bischof wider Willen“ zügig einschneidende Reformen um. Er stimmte der Abtrennung Böhmens zu, das bislang zum Regensburger Bistum gehört hatte und ermöglichte so die Gründung des Bistums Prag. Freilich gegen den Widerstand des Domklerus, der nicht gern auf die Einnahmen aus den böhmischen Kirchen verzichten wollte.
975 gründete er nicht nur eine Domschule mit Chor, aus der die heutigen Domspatzen hervorgingen, sondern löste auch die Personalunion von Abt und Bischof in Regensburg auf. Er behielt das Bischofsamt, setzte seinen Freund Ramwold als Abt von »Emmeram ein und verhalf dem Kloster zu einem geistlichen und kulturellen Entwicklungsschub. Und natürlich sorgte er damit auch für Konflikte zwischen dem Kloster und den späteren Regensburger Bischöfen, die versuchten, den wirtschaftlichen Verlust durch den Wegfall des Klosters rückgängig zu machen.
Wolfgang lebte streng nach den Regeln des heiligen Benedikt, basierend auf bewährten kirchlichen und asketischen Traditionen, und reformierte Klöster dementsprechend – oder versuchte es zumindest. Denn ausgerechnet mitten in Regensburg setzten sich die »Kanonissinnen von Niedermünster erfolgreich gegen die Reform zur Wehr. Dabei wurde er, so erzählt eine Legende, beauftragt, gerade diese zur Räson zu bringen! Eines Nachts nämlich, als er in Niedermünster rastete, erschien ihm der heilige Erhard im Schlaf und sprach: „Weil sich die Klosterfrauen, die hierinnen wohnen, seit langer Zeit nicht bessern, deshalb sollst du ihre kanonische Regel, die sie zum sorglosen und unachtsamen Leben verleitet, in eine klösterliche umwandeln!“
Auch sonst hatte er es nicht leicht in Regensburg. So berichtet eine andere Legende, Wolfgangs schöne Predigten hätten enormen Zulauf erfahren, was den eifersüchtigen Teufel höchstselbst auf den Plan rief. Der tat alsdann sein Möglichstes, um die Predigt Wolfgangs nach Kräften zu stören: Er erzeugte Nebel, Staub, ungeheures Getöse und Sturmböen in der Kirche, ließ das Dachgebälk krachen, als wolle es einstürzen und schlug so die Gläubigen allesamt erfolgreich in die Flucht. Doch Wolfgang, nunmehr alleine in seiner Kirche, entlarvte die Trugbilder schnell als Teufelswerk und betete dafür, dass die Gläubigen den Betrug ebenfalls erkennen mögen.
- Unsere nächste Veranstaltung in der Wolfgangskrypta:
- 14. März · 19:30 Uhr - »Verloren ...aufgehoben in der Wolfgangskrypta
Wolfgangskrypta in der Basilika St. Emmeram
Emmeramsplatz
93047 Regensburg
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Seine Anrufung wurde erhört; der Lärm verstummte, die Luft wurde klar und rein wie nie zuvor und das Volk eilte mit frohem Herzen und auch einiger Scham und Reue über das eigene fehlende Gottvertrauen und die feige Flucht in noch größerer Anzahl zurück in die Kirche, wo der Bischof mit seiner Predigt fortfuhr. Auch sonst war Wolfgang rege wundertätig. Er heilte Besessene, Blinde und Aussätzige und soll dem kaiserlichen Heer sogar, ähnlich Moses, die Durchquerung reißender Wasserfluten Kraft seines Glaubens ermöglicht haben.
Wolfgang als Eremit
976 schlich sich Wolfgang aus seinem Bistum, begab sich zunächst ins Kloster Mondsee und zog im Jahr darauf heimlich als Einsiedler in eine Höhle an der Falkensteinwand am Abersee – heute heißt der See natürlich Wolfgangsee. Über seine Beweggründe gibt es mehrere Erzählungen. In einer heißt es, er verließ die Gesellschaft der Menschen aus Furcht, der Eitelkeit zu verfallen. Andere berichten, die Auseinandersetzung zwischen Heinrich II und Kaiser Otto II habe ihn so traurig gemacht, dass er deshalb die Einsamkeit vorzog. Und wieder andere nehmen ganz pragmatische Gründe an: er hielt Kaiser Otto die Treue; aber hätte er sich gegen seinen Herzog gewendet, hätte das schlimmste Folgen für sein Bistum gehabt. Ramwold, heißt es, hat Regensburg ebenfalls aus diesem Grund verlassen.
Ein einzelner Laienbruder begleitete Wolfgang zunächst in seine Einsiedlerhöhle. Das Leben, das Wolfgang dort führte, folgte aber so strengen asketischen Regeln, dass es der Laienbruder nicht durchhielt und ihn bald wieder verließ.
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Selbst als Einsiedler hatte Wolfgang keine Ruhe vor dem Teufel, der immer wieder versuchte, ihn zu vernichten – so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren Ort eine Klause zu erbauen. Nämlich dort, wo seine Axt landen würde, die er vom Falkenstein aus ins Tal warf.
Der Bau von Kirche und Klause mitten in der Wildnis gestaltete sich schwierig und wieder erscheint der Teufel und bietet seine Mithilfe an; unter der Bedingung, dass das erste Lebewesen, das nach der Fertigstellung das Kirchlein beträte, ihm gehöre. Als erstes Lebewesen betrat aber ein Wolf dass Kirchlein, was den Teufel natürlich zornentbrannt durch die Kirchendecke gehen ließ.
Nach 7 Jahren wurde der verschollen geglaubte Wolfgang schließlich von einem Jäger zufällig in seiner Klause entdeckt. Er flehte ihn zwar an, seine Entdeckung für sich zu behalten – der Jäger jedoch war so aufgeregt, dass er die Neuigkeit überall verbreitete.
Auch die Regensburger hörten davon und entsandten sogleich eine Abordnung, die ihnen ihren Bischof zurückbringen sollte. Der allerdings wollte nicht. Er ließ sich weder durch Argumente überzeugen noch durch Flehen und Bitten erweichen. Erst als die Gesandtschaft drohte, ihn nötigenfalls mit Gewalt mitzunehmen, ging er mit ihnen -– stellte aber gleich klar, dass sich die Wunder nach seinem Tod nicht etwa an seinem Grab in Regensburg ereignen würden, sondern vielmehr hier, am Ort seiner Einsiedelei. Sein treues Kirchlein, berichtet die Legende, habe sich umgewendet, um ihn zu begleiten und blieb nur an Ort und Stelle, weil Wolfgang ihm befahl, still zu stehen – und ihm versprach, dass es bald Besuch von anderen Gläubigen erhalten werde.
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Wolfgangs Tod
994 erkrankte Wolfgang auf einer Reise am Fieber, das ihn zwang, in Pupping Halt zu machen. Nach der Beichte starb er in der örtlichen Kapelle in aller Öffentlichkeit, denn seine letzten Worte sind wie folgt überliefert: „Öffnet die Türen und lasset alle herein die mich sterben sehen wollen. Sterben ist keine Schande. Schande bringt nur ein schlechtes Leben. Es mag jeder an meinem Tode schauen, was er in seinem eigenen zu erwarten und zu fürchten hat.“ Und wie es heißt waren es viele, die dem Bischof beim Sterben zusehen wollten.
Sein Leichnam wurde nach Regensburg überführt und, wie damals für die Regensburger Bischöfe üblich, im Seitenschiff von St. Emmeram bestattet. Anlässlich seiner Heiligsprechung 1052 wurden seine Gebeine in die nach ihm benannte Krypta unter dem damals noch im Bau befindlichen Westbau von St. Emmeram übertragen. Die romanische Krypta ist ein quadratischer, fünfschiffiger und fünfjochiger Hallenraum mit für diese Zeit ungewöhnlich eleganten Stützen mit verzierten Würfelkapitellen.
Und trotz Wolfgangs Ankündigung, in Regensburg keine Wunder nach seinem Tod wirken zu wollen, gibt es zahlreiche Legenden, die berichten, wie Wolfgang Kranken in St. Emmeram erschien und sie heilte.
Quellen:
- Emmi Böck – Regensburger Stadtsagen, Legenden und Mirakel
- Peter Brielmaier und Uwe Moosburger – Regensburg: Metropole im Mittelalter
- Erna und Hans Melchers – Das große Buch der Heiligen
- Wikipedia – Wolfgang von Regensburg
- Ökumenisches Heiligenlexikon – Wolfgang von Regensburg
- Bistum Regensburg – Heiliger Wolfgang
- Bistum Augsburg – Wolfgang von Regensburg
- Diözese Linz – Wolfgang von Regensburg